Nachweisbare Besitzverhältnisse der Unteren Mühle

  

Jahr

Besitzer

1691

Heil Kilian

 

 

Kaufmann Johann Josef und

 

 

Margareta, geb. Vierengel

1745-

1765

Breitenbach Johann und Veronika,

 

 

geb. Kaufmann

1765-

1772

Troll Jakob und Maria Magdalena, geb.

 

 

Hessdörfer,

 

 

2. Ehe mit Anna Maria, geb. Döll

1772-

1805

Liebstückel Conrad und Anna Maria,

 

 

geb. Döll, verw. Troll

1805 -

1817

Englert Franz und Martha, geb.

 

 

Liebstückel

1817

_ ?

Schmitt Andreas und Martha geb.

 

 

Liebstückel, verw. Englert

 

 

2. Ehe Anna M., geb. Feser

 

 

3. Ehe Margareta, geb. Höfling

1865 -

1880

Schmitt Georg und Eva, geb. Dittmann

1880 -

1893

Vogel Franz und Rosina, geb.

 

 

Baumeister

1893 -

1900

Vogel Franz Josef und Anna Elisabeth,

 

 

geb. Klein

1900-

1936

2. Ehe Magdalena, geb. Schneider

1936 -

1968

Vogel Franz Ludwig und Katharina,

 

 

geb. Marterstock

1968 -

1997

Döll Walter und Hildegard, geb. Vogel

1997-

dato

Döll Alfred und Karin, geb. Endrich

 

Die Mühlen von Aschfeld
 
Die am Eingang des Bachgrunds gelegene Ortschaft Aschfeld erlangte bereits in sehr früher Zeit eine
geschichtliche Bedeutung. In der Mitte des 8. Jahrhunderts (ca. 750 - 802) erstmals urkundlich erwähnt,
hatte das Dorf den Stand eines fränkischen Königsguts. Dessen Einfluss schien nicht unbedeutend, denn
Aschfeld wurde namensgebend für den fünf Dörfer umfassenden Aschfeldgau.Es ist auf Grund der geschichtlichen
Bedeutung des Ortes anzunehmen, dass Aschfeld bereits sehr früh über mindestens eine Mühle verfügt hat. Die
direkte Lage des Straßendorfes am Aschbach ist ein weiteres Indiz für die Existenz einer Mühle. Wie jedoch
in vielen anderen Ortschaften, so fehlt auch für Aschfeld die urkundliche Bestätigung dieser Vermutung.
Bereits 1691 werden in einer Güterbeschreibung drei Müller in Aschfeld genannt, die dem Domstift zu Würzburg
zinspflichtig waren: Kilian Heil, Hieronymus Döll und Georg Kaufmann. Dieselbe Güterbeschreibung schätzt auf
Grund der Baulichkeiten und der Erträglichkeit der drei damaligen Aschfelder Mühlen das Müllerhandwerk im
Ort auf 200 fl„ Diese Schätzung diente als Grundlage zur Festsetzung der Steuern des Dorfes. In ihrer
Bewertung scheinen sich die drei Aschfelder Mühlen aber nicht ebenbürtig zu sein. Vielmehr dominierte zu
dieser Zeit die Mühle von Kilian Heil, der laut Steuerfestlegung als einer der fünfreichsten Bauern des
Ortes galt.
Die Erhöhung der Anzahl der Aschfelder Mühlen auf vier Betriebe erfolgte schließlich durch Teilung der
mittleren Mühle, ihrem Standort nach als Brückenmühle benannt. Eine genauere Datierung der Aufteilung, die
vermutlich auf dem damals geltenden Erbrecht der Realteilung basierte, ist leider nicht
möglich. Die vorhandenen Archivalien lassen darauf schließen, dass diese Aufteilung im Zeitraum zwischen
1691 und 1745 vollzogen wurde.
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts also betrieb der Aschbach vier Mühlen. Dies mag in Zeiten eines normalen
Wasserpegels durchaus unproblematisch gewesen zu sein. In Phasen von Niedrigwasser konnte der Betrieb von
vier Mühlen durch den relativ kleinen Bachlauf sicherlich zur Existenzbedrohung für jede einzelne werden.
Interessanterweise stößt man im Falle der Aschfelder Mühlen in den Archivalien nicht nur auf die gängigen
Bezeichnungen der Mühlen, die von ihrem Standort abgeleitet sind, wie Untere und Obere Mühle, Brücken- oder
Bergmühle. In einem Verzeichnis aus dem Jahre 1778 findet man sogar schriftlich niedergelegt
Mühlenbezeichnungen, die auf die Dorfhamen der Besitzer oder Vorbesitzer zurück zu fuhren sind. So sind an
besagter Stelle die Hannsmühle, die Petersmühle und die Barthelmühle genannt. Im Vergleich mit den
Katasterbüchern des Ortes handelt es sich bei der Petersmühle wahrscheinlich um die Obere Mühle, die einst
von Peter Rüth geführt wurde.
 
 Die Untere Mühle in Aschfeld
 
Am westlichen Ortseingang von Aschfeld erstreckt sich auf einem weiten Areal, am hinteren Hof genannt, die
Untere Mühle. Die Bezeichnung Untere Mühle nach der Lage im Ort ist bereits aus den frühesten Aufzeichnungen
überliefert und bis zum heutigen Tag gebräuchlich. Bei Durchsicht der Archivalien stößt man jedoch an einer
Stelle auf eine weitere Bezeichnung für diese Mühle: „die untere oder Trollenmühle unter dem Ort". Der Titel
Trollenmühle" würde durchaus dem allgemein verbreiteten Aberglauben jener Zeit entsprechen. Der Standort
der Mühle abseits des Ortes in den Bachauen und in unmittelbarer Nähe des Waldes konnte den Glaube an die
finsteren Gestalten der Trolle ohne jeden Zweifel begünstigen. Eine weitere Deutung des Namens
Trollenmühle" ist dagegen weit weniger romantisch, aber sie kommt dem wahren Ursprung wohl am nächsten. So
könnte man die „Trollenmühle" auf einen der Vorbesitzer der Mühle, nämlich Jakob Troll, der in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts der Müller der Unteren Mühle war, zurückführen. Wahrscheinlich hielt sich der
Ortsname „Trollenmühle" noch einige Jahre nach der Übergabe an den Nachbesitzer, geriet dann allerdings in
Vergessenheit. Der Mühlenbetrieb an beschriebener Stelle gehört sicherlich zu einer der ältesten in
Aschfeld. Ein Indiz dafür ist auch die Tatsache, dass die Bezeichnungen „Obere und Untere Mühle" oftmals bei
den sehr frühen Mühlen von Ansiedlungen benutzt werden.
 
 
Wahrscheinlich einige Jahrhunderte nach der Gründung wird der erste bekannte Müller des Betriebes, Kilian
Heil, in der Güterbeschreibung des Jahres 1691 genannt. Unter Kilian Heil schien die Mühle ein florierender
Betrieb gewesen zu sein, denn eine steuerliche Schätzung seines Betriebes auf 466 fl. machte ihn zu einen
der reichsten Männer des Dorfes.
An gleicher Stelle ist auch eine erste Beschreibung der Baulichkeiten dieser Mühle zu finden. Demnach
handelte es sich um „eine Mühle mit allem Zubehör unter dem Dorf, ein Keller und ein Kalterhaus". Diese
recht sparsame Beschreibung der Mühle und deren Nebengebäude wird in den Berichten der folgenden
Jahrhunderte konkretisiert. Das liegt sicherlich auch daran, dass das Mühlengelände immer wieder um
zusätzliche Gebäude erweitert wurde. Demnach wird die Untere Mühle im Grundsteuerkataster des 19.
Jahrhunderts wie folgt beschrieben: „Die untere Mühle mit radizierte Mahlmühl- und realer
Bäckergerechtsamen. Wohnhaus mit angebautem Keller, Waschhaus, Schweineställe, Stall, Scheune mit Stall,
Brunnen und Hofraum. Gemüsegarten an der Mühle"91. Im Großen und Ganzen dürfte diese Beschreibung,
ausgenommen diverser Renovierungsarbeiten, dem heutigen Erscheinungsbild entsprechen.
In Zeiten der Lehensherrschaft kann für die Untere Mühle lediglich das Domkapitel nachgewiesen werden,
während die drei anderen Mühlen von Aschfeld beispielsweise auch der Marienkapelle zu Würzburg Abgaben und
Zehnt schuldeten. Im Verzeichnis aller Mühlen im Großherzogthum Würzburg wird von Steuerabgaben der Unteren
Mühle in Höhe von 1 Vi bis 2 Vi Malter Korn gesprochen.
Dank einer überlieferten Urkunde kann man anhand der Unteren Mühle von Aschfeld einen anschaulichen Einblick
in das damals geltende Mühl-und Wasserrecht gewinnen. Der Betrieb der Mühle war demnach strengen Bestimmung
unterlegen, für deren Einhaltung die sogenannten Wassergeschworenen Sorge zu tragen hatten. In der Zeit um
1853 hatten dieses Amt, das vergleichbar mit dem Ehrenamt der Feldgeschworenen ist, in unserem Gebiet Johann
Völker aus Thüngen und Johann Volk inne. Im Protokoll der Wassergeschworenen wird die Handhabung des
Eichpfahls, der die zulässige Wasserhöhe regelt, genauestens beschrieben.
Die Untere Mühle scheint zu allen Zeiten ihre jeweiligen Besitzer gut ernähren zu können. Im Gegensatz zu
manch anderen Mühlen findet man keinerlei Hinweise auf finanzielle Notlagen oder gar Zwangsver­steigerungen.
Dies schließt natürlich nicht aus, dass auch in diesem Betrieb Jahre mit schlechteren Erträgen auf Jahren
mit guten Ergebnissen folgten. Zu sehr war man im Mühlengewerbe von der jeweiligen Getreideernte und
dementsprechend von günstigen Witterungs­verhältnissen abhängig. Wie die Beschäftigung mit den anderen
Mühlen unseres Verbreitungsraumes zeigt, sind vor allem die Mühlen wirtschaftlich stabil, die über längere
Zeit hinweg in der Hand einer Familie lagen. So wurde auch die Untere Mühle, seit sie 1880 in den Besitz der
Familie Vogel kam, von Generation zu Generation weiter gegeben. Erst als 1968 eine Tochter aus dieser
Familie Walter Döll heiratete, änderte sich der Familienname.
Die Untere Mühle ist eine der Mühlen des Gemeindegebiets, die am längsten im Betrieb waren und damit der
Konkurrenz der industriellen Großmühlen am längsten trotzten. Erst 1979 wurde der Mühlenbetrieb stillgelegt.
Seitdem nutzt man auf dem Anwesen die Wasserkraft nur noch zur Stromerzeugung. Bereits 1910 erhielt man im
Zuge des Umbaus und der Modernisierung der Mühle eine Vorrichtung zur Erzeugung von 110 Volt-Gleichstrom.
Ein Generator, der 1975 eingebaut wurde, brachte weiteren Komfort.
 
Das Leben in der Unteren Mühle
 
Die Untere Mühle befindet sich nunmehr seit 1880 im Besitz eines Nachkommens der Familie Vogel. Die
Handwerkstradition innerhalb dieser Familie beginnt jedoch nicht erst mit der Übernahme der Unteren Mühle in
Aschfeld. Vielmehr lässt sich das Müllerhandwerk weit länger zurückverfolgen. So liegen die Wurzeln von
Franz Vogel eigentlich in einem Müllerbetrieb in Urspringen. Die Existenz eines eigenen Familienwappens ist
weiterhin ein Indiz für die Bedeutung der Familie in der Gesellschaft der Vergangenheit.
Der Mühlenbetrieb der Unteren Mühle wurde zu allen Zeiten rein als Kundenmüllerei betrieben. Das bedeutet,
der Bauer, der Getreide ablieferte, bezahlte nicht für die Dienstleistung des Müllers. Vielmehr behielt
dieser einen Teil des Mahlprodukts als Lohn, im Fachjargon Miez genannt, ein. So erhielt der Kunde für einen
Zentner Getreide 60 Pfund Mehl und 20 Pfund Kleie. Die restlichen 20 Pfund verblieben als Verdienst beim
Müller.
 
Der Kundenkreis der Unteren Mühle war recht weitläufig. Neben Eußenheim und Schönarts bediente man auch
Kunden aus Stetten, Altbessingen und Sachserhof. Viele Jahrhunderte lang fuhr der Müller mit dem
Pferdegespann zu den Kunden und holte dort das Getreide ab. Nach der Verarbeitung in der Mühle brachte man
Mehl und Kleie auch wieder zum Kunden zurück. Im Laufe des 20. Jahrhunderts jedoch ging die alte Tradition,
Brot im Gemeindebackofen selbst zu backen, stark zurück. Der arbeits- und zeitintensive Vorgang wurde nun
nicht mehr von der Hausfrau erledigt, sondern dem Bäcker im Ort überlassen. Dementsprechend war es nun nicht
weiter nötig, große Mehlvorräte zu Hause zu lagern. Nun brachte der Müller das gemahlene Mehl nicht mehr zum
Bauern zurück, sondern lieferte es gleich beim Bäcker ab. Jede Familie im Dorf hatte dann ein sogenanntes
Brotbuch, in dem die abgelieferte Menge Mehl verzeichnet war. Holte man nun beim Bäcker Brot, so wurde dies
mit dem Mehl verrechnet. Die untere Mühle wurde in der Vergangenheit als reiner Familienbetrieb
bewirtschaftet. Der Müller bildete weder Lehrlinge aus, noch hatte er Müllerburschen zur Hand. Alle
anfallenden Arbeiten mussten von ihm persönlich erledigt werden.
 
Unter Umständen bedeutete dies ein Arbeiten nahezu rund um die Uhr.
Zur Erntezeit lief die Mühle 24 Stunden am Tag. Dem Müller waren dann auch
die seltenen Schlafpausen wurden dann auch noch vom schrillen Klingelton unterbrochen, der darauf hinwieß,
dass ein Arbeitsgang beendet war. Nicht umsonst heißt es in einer alten Müllerweisheit: Bei Tag und bei
Nacht ist der Müller stets wach.

 

Chronik "Mühlen und Müllerhandwerk"

Als Besonderheit kann die Gemeindeverwaltung Eußenheim mit der von Frau Tanja Schaub-Gütling verfassten Mühlenchronik aufwarten. Die Chronik trägt den Titel "Mühlen und Müllerhandwerk", "Geschichte eines traditionsreichen Gewerbes im Gemeindegebiet Eußenheim" und ist ein ideales Geschenk für heimatverbundene und kulturhistorisch interessierte Menschen. Die Geschichte der sechzehn Mühlen aus dem Gemeindegebiet Eußenheim wurde von Frau Schaub-Gütling in mühevoller Kleinarbeit aufgearbeitet und in diesem interessanten Buch zusammengestellt.
Das Buch kann in der Gemeindeverwaltung Eußenheim erworben werden.
von  Tanja Schaub-Gütling